Bild von einer zusammengeklappten Zeitung

Frühe Hilfen des Jugendamts unterstützen Eltern

Wenn Familien das Gefühl haben, während der Schwangerschaft oder nach der Geburt mit dem Alltag mit Kind überfordert zu sein, können sie Unterstützung und Beratung bei den Frühen Hilfen des Jugendamts finden. „Mit diesem niedrigschwelligen Angebot wollen wir präventiv tätig werden und die Familien so früh wie möglich unterstützen“, erklärt der für das Jugendamt zuständige Erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan. Die

Bis zum dritten Geburtstag des Kindes besteht dieses Angebot, bei dem es um Beratung, Begleitung, Vermittlung und praktische Hilfen geht. Essenzieller Bestandteil der Frühen Hilfen sind Familienhebammen und Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen. „Das sind Hebammen oder Krankenpflegerinnen, die eine Weiterbildung absolviert haben, um im Bereich der Frühen Hilfen tätig sein zu dürfen“, sagt Theresa Hatzfeld, die bei der Kreisverwaltung die Frühen Hilfen verantwortet.

Per Telefon oder E-Mail melden

„Das Angebot richtet sich an Familien, die sich Beratung wünschen, unsicher mit Erziehungsfragen sind oder Angst haben, etwas falsch zu machen oder sich nicht richtig um ihr Kind zu kümmern“, führt sie weiter aus. Das gelte ausdrücklich auch schon bei Fragen, die sich Mütter und Väter während der Schwangerschaft stellen.

Wenn Familien Hilfe suchen, melden sie sich per Telefon oder E-Mail bei Hatzfeld, die dann die Unterstützung in die Wege leitet. Binnen weniger Tage soll die Hilfe dann auch schon ohne viel bürokratischen Aufwand vor Ort bei der Familie losgehen. Hatzfeld betont auch: „Ich unterliege der Schweigepflicht. Von mir geht nichts an Kollegen oder andere Fachbereiche. Wir wollen mit den Frühen Hilfen präventiv tätig werden. Man muss keine Angst vorm Jugendamt haben, wenn man sich meldet.“ Finanziert werden die Frühen Hilfen über die gleichnamige Bundesstiftung, „das bedeutet, die Betroffenen müssen sich keine Sorgen über mögliche Kosten machen“, erklärt Hatzfeld.

Unterschied zwischen Familien- und Nachsorgehebamme

Wichtig ist auch die Unterscheidung einer Familienhebamme und einer Hebamme, die die Nachsorge nach der Geburt übernimmt, also die „normale“ Hebamme. „Wir wollen und können mit den Familienhebammen nicht die Arbeit der Nachsorge-Hebammen ersetzen. Deren Job bleibt unverändert der medizinische Bereich, Familienhebammen kümmern sich ums Psychosoziale“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin.

Das bedeutet, die „normale“ Hebamme befasst sich beispielsweise mit Gewicht, Größe oder Heilung von Geburtsverletzungen. Familien-Hebammen sind zur Unterstützung bei allen Ängsten und Herausforderungen ansprechbar, denen junge Familien begegnen. Das reicht von Fragen zu Gesundheit und Entwicklung des Kindes, pflegerischer Versorgung und Ernährung über Stillen, Hygiene, Stärkung der Familie, gesunde Umgebung und gesundes Verhalten bis hin zu Unterstützung bei Regulationsstörungen beispielsweise bei Schreikindern. „Wichtig ist, daraufhin zu wirken, dass die Eltern eine positive Einstellung und Bindung zu ihrem Kind entwickeln. Wenn die Familien-Hebamme das Gefühl hat, dass die Familie weitere Hilfe braucht, können wir sie weitervermitteln an Kinderärzte oder Beratungsstellen“, erklärt Hatzfeld. Der Fokus der Frühen Hilfen liege dabei klar auf Prävention und Gesundheitsförderung: „Wir wollen, dass sich die Eltern am Familienleben mit ihrem Kind freuen können.“

Betroffene Eltern möglichst früh erreichen

Um Eltern mit all diesen Angeboten möglichst früh zu erreichen, gibt es im Kreiskrankenhaus Grünstadt eine Elternsprechstunde und auch das Familienbüro in Hettenleidelheim bietet sie in Verbindung mit dem Familienfrühstück regelmäßig an. Beides übernimmt eine Familienkinderkrankenschwester, die im Kreiskrankenhaus bei Frauen, die entbunden haben, von Bett zu Bett geht und die Frühen Hilfen vorstellt. Außerdem bekommt jede Familie mit dem U-Heft, in dem die frühen Untersuchungen des Kindes beim Arzt eingetragen werden, einen Flyer mit Informationen zu den Angeboten. Früher kann präventive Hilfe kaum ansetzen. „Viele Anfragen kommen auch direkt über Geburtskliniken oder Nachsorge-Hebammen“, berichtet Hatzfeld. Und egal wie, Hauptsache, die Eltern finden den Weg zu den Frühen Hilfen, um rechtzeitig Unterstützung zu bekommen, bevor die komplette Überlastung oder gar eine Gefährdung des Kindes eintritt. 

Abgesehen vom klassischen Angebot der Frühen Hilfen gibt es beim Jugendamt noch weitere Projekte, die über Eigenmittel oder weitere Fördermittel finanziert werden. Ein Punkt sind sogenannte Clearings. Damit sollen von der Schwangerschaft bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes Entwicklungsverzögerungen möglichst früh erkannt werden, damit fördernde Maßnahmen ergriffen werden können.

Clearings und Elternbesuchsdienst

Auch hier ist Theresa Hatzfeld erste Anlaufstelle für die Familien und stellt dann den Kontakt zu einem der drei Jugendhilfe-Träger her, die die Clearings im Auftrag des Jugendamts übernehmen: die ABC Erziehungshilfe, die Gehm-Macauley Kinder- und Jugendhilfen und das Caritas-Förderzentrum St. Rafael. Die Träger kooperieren mit Kinderärzten oder auch mit der Kita des betroffenen Kindes. „Meistens sind das vier oder fünf Termine, bis eine passende Förderung für das Kind empfohlen werden kann“, erklärt Hatzfeld. 

Ein weiteres Angebot ist der Elternbesuchsdienst des Kinderschutzbundes Neustadt-Bad Dürkheim. Ehrenamtlich qualifizierte Mitarbeiter entlasten Familien bis zum dritten Lebensjahr des Kindes für eine Dauer von sechs Monaten. „Sie haben ein offenes Ohr für anstehende Themen, informieren über weitere Hilfsangebote, helfen beim Knüpfen sozialer Kontakte und ganz generell im Alltag“, fasst Hatzfeld zusammen.

Gruppenangebote für Eltern und Kinder

Eltern, die unter mentalen oder seelischen Belastungen leiden, finden außerdem Hilfe bei der Elterngruppe „Elternzeit“, können sich mit anderen Betroffenen austauschen, erhalten Anregungen, Informationen und Unterstützung im Umgang mit dem Kind. Es gibt auch die Kindergruppe „Alltagshelden“ für Kinder von Eltern mit psychischen Belastungen. Zu beiden Angeboten ist eine Anmeldung nötig bei der ABC Erziehungshilfe (Telefon 0176/54057588, E-Mail mail@abc-erziehungshilfe.de).

„Es ist uns wichtig, Menschen, die mit der neuen Situation als Familie und Eltern Probleme haben, frühstmöglich eine helfende Hand zu reichen. Je früher hier Unterstützung einsetzt, umso besser ist es für Mütter, Väter und Kinder“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete abschließend.

 

Info & Kontakt für Betroffene

Theresa Hatzfeld, Telefon 06322/961-4010, E-Mail fruehehilfen@kreis-bad-duerkheim.de, online https://www.kreis-bad-duerkheim.de/fruehe-hilfen/