Gebäude der Kreisverwaltung Bad Dürkheim

Stadt Grünstadt

Stadt Grünstadt

Mittelpunkt der Unterhaardt

Panoramablick über Grünstadt in die Rheinebene mit vielen Dächern und Windrädern im Hintergrund. 
Panoramablick über Grünstadt in die Rheinebene. 

Auf den Begriff Unterhaardt wird heute bei fast allen Veröffentlichungen über Grünstadt verzichtet; dieser nördliche Teil der Deutschen Weinstraße und des Landkreises Bad Dürkheim mit dem sogenannten Leiningerland ging auf im größeren Bereich Mittelhaardt, einem von zwei Großbereichen des Weinanbaugebiets Pfalz. Die alte Grafenstadt Grünstadt hat heute mit ihren 1969 eingemeindeten Stadtteilen Asselheim und Sausenheim rund 14.600 Einwohner. Sie ist kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Unterhaardt, die auch die Verbandsgemeinde Leiningerland umfasst.

Funde belegen, dass die Region Grünstadt schon in der Früheiszeit (5000 v. Chr.) von Jägern durchstreift und besiedelt wurde. Die Kelten wurden durch die Römer verdrängt, die rund 450 Jahre hier blieben. Sie hatten den Weinbau mitgebracht und gewannen Eisenerz. Die anschließend eingefallenen Alemannen wurden vom Frankenkönig Chlodwig besiegt. Aus drei merowingischen bzw. fränkischen Siedlungen wuchs "Grindestat" zusammen, das auf einen Herrn Grimdeo zurückgeht.

Frühste Erwähnung im Jahr 875

König Ludwig der Deutsche vermachte 875 dem lothringischen Kloster Glandern bei Metz den "Lungenfelder Hof", ein Hofgut im Süden von "Grindestat", was die früheste urkundliche Erwähnung bedeutet. Um 900 war Grünstadt (vermutlich die Umgebung des heutigen Petersparks) mit einem Herrenhof und 14 Bauernhöfen im Besitz des St.Peters-Klosters Weißenburg im Elsass. Um 1317 gab Weißenburg den Platz den Grafen von Leiningen zum Lehen. 1481 bis 1505 gehörte Grünstadt der Kurpfalz, dann (von Graf Reinhard IV. zurückgekauft) bis 1793 endgültig den Leiningern. 1735 war ihnen der südliche Teil zum Eigentum geworden. Die Grafen wurden 1793 nach Paris deportiert, linksrheinisch - auch in der Pfalz - entstand die "Mainzer Republik". Schon 1801 wird das gesamt linke Rheinufer Frankreich zugeschlagen, Grünstadt wird Kantonsstadt im Departement Mont Tonerre. 1816 wird der bayrische Rheinkreis gebildet, der sich ab 1837 "Pfalz" nennt.

Das Stadthaus in Grünstadt. 
Das Stadthaus in Grünstadt. 

1610 beherbergte die Stadt - Kaiser Karl V. hatte die Rechte verliehen - eine leiningische Münzstätte und wurde 1690, nach der Zerstörung der Burgen Alt- und Neuleiningen im pfälzischen Erbfolgekrieg 1699, zur Residenz der Grafen. Zehn Jahre später errichtet Graf Philipp Ludwig von Altleiningen auf dem ehemaligen "Lungenfelder Hof" den Unterhof. In diese Gebäude wurde nach der Grafenherrschaft Anfang des 19. Jahrhunderts die Frankenthaler Porzellan-Manufaktur aufgenommen und als Steingutfabrik geführt. Die Reste des barocken Schlosses in der Obergasse dienen überwiegend als Wohnungen. Inzwischen wurde hier ein Alten- und Pflegeheim gebaut.

Stadthaus in ehemaligem Waisenhaus

Die gräfliche Linie von Neuleiningen (Leiningen-Westerburg) baute 1716 in der Neugasse den Oberhof, einen dreiflügeligen Bau mit prächtigem Barockportal. Er diente lange als Schule, jetzt als Stadtbücherei. Die heutige Verwaltung arbeitet im ehemaligen Waisenhaus, das 1750-55 am Kreuzerweg erbaut wurde. Im 2. Weltkrieg wurde das Haus durch Bomben beschädigt und 1963 gründlich restauriert. Im Sitzungssaal blicken die Porträts der Leininger Grafen auf Bürgermeister und Ratsherren.

Das alte Rathaus, am Schillerplatz um 1600 erbaut (1811 und 1906 verändert), war drei Jahrhunderte Mittelpunkt des Marktes; im Hof sieht man noch die Renaissancefassade. Die Markttradition begann 1556 mit den Stadtrechten, gleichzeitig mit dem Einzug der Reformation. Markt auf die Tage St. Jakob und St. Nikolaus wurde genehmigt, dazu ein Wochenmarkt an jedem Samstag. 1780 folgten Jahrmärkte auf Simon Juda und im März. Die im Oberhof und Unterhof residierenden Grafen aus den bei den Linien Leiningen-Westerburg regierten Grünstadt jährlich abwechselnd, wobei die Verwaltung dieselbe blieb. Nachdem die Altleininger Linie 1467 erloschen war, hatte die Verknüpfung des Leiningerlandes mit dem Haus Westerburg angefangen.

Martinskirche als Wahrzeichen

Ein Wahrzeichen der Stadt ist die evangelische Martinskirche. Eine ältere Kirche (1121 erwähnt) stand an der Stelle, wo sie 1494 bis 1520 errichtet wurde. Das gotische Gotteshaus wurde 1689 zerstört, ihre jetzige Form erhielt die Martinskirche um 1730. Der Turm stammt aber größtenteils noch aus dem Jahr 1618, Obergeschoss und Barockhelm wurden 1743 gestaltet. Im 2. Weltkrieg brannte die Kirche aus und wurde 1952 wieder aufgebaut. Mit der Orgelweihe wurde 1959 auch der innere Aufbau abgeschlossen. Ein hübsches Glockenspiel ertönt seit 1990. Unter der Martinskirche sind die Grablegen des Hauses Leiningen.

Die Friedenskirche, eine zweite evangelische Kirche in der Neugasse, entstand 1739. Sehenswert hier ein schmiedeeisernes Sanduhrgehäuse von 1730 (aus der Martinskirche) und ein Ölgemälde Martin Luthers, 1817 vom Grünstadter Maler Johann Adam Schlesinger geschaffen. Ebenso interessant ist die katholische Kirche St. Peter und Paul in der Obersülzer Straße, ein ehemaliges Kapuzinerkloster. Die Kirche wurde 1700 bis 1707 erbaut, die Klosterbauten 1840 erneuert. Der Turm stammt von 1935. Der barocke Hochaltar entstand um 1680, das Altarbild von Schlesinger (um 1800). Eine lebensgroße Marienstatue, um 1700 geschaffen, beeindruckt die Kirchenbesucher. Die Orgel aus der Werkstatt des berühmten Orgelbauers Stumm wurde im späten 18. Jahrhundert geweiht. Die Grabsteine im Peterspark erinnern daran, dass er früher der Friedhof war.

Schulstandort mit Tradition

Grünstadt hat als Schulstandort eine lange Tradition. Ab 1573 ist ein Schulhaus bezeugt. Im selben Jahr wurde auch die Lateinschule von Höningen gegründet, die 1729 in die Residenz verlegt wird, 1924 wurde sie staatlich-bayerisches Progymnasium. Im Jahr 1764 taucht noch ein Schulgebäude auf. Im heutigen Leininger Gymnasium werden knapp 1000 Schüler unterrichtet. Dazu hat die Stadt eine Hauptschule, drei Grundschulen, zwei Sonderschulen. Ab Mitte 1994 waren erste Klassen der Carl-Orff-Realschule aus Bad Dürkheim wegen der dortigen Raumenge nach Grünstadt verlagert - inzwischen gibt es eine eigene Realschule.

Im Jahr 1873 erhielt Grünstadt einen Bahnanschluss und wurde ein recht bedeutender Schienenknotenpunkt. Die Tendenz war Mitte des 20. Jahrhunderts Jahrzehnte lang rückläufig. Im Mai 1994 aber gelang es dem Landkreis Bad Dürkheim mit Unterstützung der Stadt und der Landesregierung eine 18 Jahre geschlossene Strecke von Grünstadt nach Eisenberg wieder zu öffnen - ein bis dato einmaliger Fall in Deutschland. Die Leininger Grafenstadt hat, seit ab 1995 die Strecke Richtung Worms wieder eröffnet ist, erneut eine zentrale Funktion im Öffentlichen Personennahverkehr.

Modellflugplatz, Seifenkistenrennen und die "Delphine"

Neben dem Peterspark in der Innenstadt verfügt Grünstadt noch über einen künstlich angelegten Naturhöhenpark auf dem "Grünstadter Berg". Sportanlagen erhöhen den Freizeitwert wie weiter westlich ein Modellflugplatz. Ein großes Sportstadion liegt beim Schulzentrum. Die TSG ist der größte Sportverein im Landkreis Bad Dürkheim. Die früher bei Battenberg gestarteten Seifenkistenrennen sind jetzt in Grünstadt. Die "Delphine" - sie trainieren im Allwetterbad - erschwimmen sich häufig Meisterehren.

Die wirtschaftliche Bedeutung Grünstadts, begünstigt durch die enge Anbindung an die Autobahn Mannheim-Saarbrücken, unterstreicht ein weitflächiges Industriegebiet im Nordosten, das entwicklungsfähig ist. Hier entstand auch die moderne Kläranlage. Das vom Landkreis geplante und der Abfallbeseitigungsgesellschaft der Vorderpfalz (GML) übertragene Biokompostwerk ist die jüngste Errungenschaft. Die "Grünstadter Woche" und der "Industriemarkt" zeigen seit 1982 jährlich wechselnd mit Volksfestcharakter die Leistungskraft des Gewerbes. Auf die alten Glanzzeiten des Handwerks weist die Zunftlade der Schuhmacher hin; die 1778 gegründete "kleine Bauzunft" (Sterbekasse vieler Zünfte) ist der älteste Verein.

Standort des Kreiskrankenhauses

Die 1984 vollendete Fußgängerzone ist ein Treffpunkt für Handel und Wandel. Der Unterhaardter Weinwettstreit versammelt viele Weinfreunde. Grünstadts Winzer bewirtschaften über 300 Hektar Rebfläche (mit den Stadtteilen). Die älteste von sechs Partnerschaften besteht zum Pariser Vorort Carriere. In Grünstadt steht das Kreiskrankenhaus des Landkreises Bad Dürkheim mit dem angegliederten Medizinischen Versorgungszentrum.

Den kulturellen Schwerpunkt setzen zahlreiche Künstler in Grünstadt. Schon im 18. Jahrhundert wirkte hier J. Seekatz. Der vielfältig talentierte Pfalzpreisträger Karl Unverzagt (geboren 1915, verstorben 2007) war Maler und Teppichweber, produzierte in Ton und Metall, war Kunstliebhaber und -sammler, erschuff monumentale Bilder und feine Miniaturen. Er ist Ehrenbürger seiner Stadt. Im Ortsteil Asselheim arbeitet der weithin bekannte Keramiker Rainer Gehrig.

Natur pur am "Grünstadter Berg"

Für Naturfreunde ist der "Grünstadter Berg" ein Eldorado. Naturdenkmale und Landschaftsschutzgebiete bewahren bedrohte Pflanzen- und Tierwelt auf Kalktrockenrasen, die sonst nur im Mittelmeerraum zu finden sind: die Küchenschelle und die Spargelbohne sind hier zum Beispiel noch heimisch. Mineralienfreunde sammeln hier unter anderem Fossilien. Das Naturschutzgebiet "Hohefels" (Richtung Mertesheim) ist ein Korallenriff aus dem Tertiär.

Die Weinbaugemeinde Asselheim wird schon vor Grünstadt 756 im Lorscher Kodex erwähnt. Das Dorfbild wird von Fachwerkhäusern in winkligen Gassen geprägt, sehenswert auch Teile der Ortsbefestigung, der "Rote Turm" und der Wehrturm der evangelischen Kirche. Beide Türme stammen aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Nach Kriegsschäden wurde sie 1955 wieder aufgebaut. Ein altes Kelterhaus steht unter Denkmalschutz. Die Kappelmühle ist heute eine moderne Wohnanlage.

Gotische Steinmetzkunst 

Von Grünstadt durch die Autobahn getrennt liegt südlich der Stadtteil Sausenheim, ebenfalls ein reizvoller Weinort, der sich stark ausgebaut hat. Im Lorscher Kodex erscheint er um 770. Die evangelische Kirche stammt aus 1725, hat einen freistehenden neugotischen Turm von 1836. Im Innern befindet sich ein Taufstein aus dem Jahr 1510, ein bedeutendes Dokument gotischer Steinmetzkunst. Die katholische Kirche St. Stephan stammt in den ältesten Teilen aus dem 12. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert wurde die Katharinenkapelle angebaut. Sehenswert der spätbarocke Sandsteinaltar (1728). Das um 1600 erbaute Rathaus im alten Ortskern hat eine überdachte Freitreppe.

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