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Aktionstag „Zufrieden älter werden – was die Psyche stark macht“

Mit „Tage der seelischen Gesundheit“ ist eine neue Veranstaltungsreihe des Landkreises Bad Dürkheim und der Stadt Neustadt an der Weinstraße überschrieben, in der erstmals Veranstaltungen zum Erhalt der psychischen Gesundheit, aber auch zu psychischen Erkrankungen, Behandlungswegen und regionalen Anlaufstellen angeboten werden. Die erste Veranstaltungsserie, die im Oktober 2023 begonnen hat, widmet sich dem Thema „Seelische Gesundheit im Alter“. Als nächste große Veranstaltung ist der Aktionstag unter dem Motto „Zufrieden älter werden – was die Psyche stark macht“ am Mittwoch, 10. April, in den Räumen der Kreisverwaltung, Philipp-Fauth-Straße 11, in Bad Dürkheim geplant. Von 12 bis 19 Uhr warten Vorträge, Infostände, eine Ausstellung und weitere Programmpunkte auf die Besucher. Der Eintritt ist frei. Der Erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan eröffnet die Veranstaltung um 13 Uhr.

Jordan, der auch Mitglied des Landesbeirats für psychische Gesundheit ist, nennt Erkrankungen der Psyche gerade auch im Alter „ein hochsensibles Thema“: „Mit der Veranstaltungsreihe und dem Aktionstag gehen wir neue Wege und wollen ein niedrigschwelliges Angebot machen, um Betroffenen, aber auch Angehörigen Möglichkeiten aufzuzeigen, mit psychischen Erkrankungen umzugehen, sie zu erkennen und zu behandeln. Es soll dabei nicht nur um Informationsvermittlung gehen, sondern auch um den essenziellen Bereich der Prävention.“

Vorträge im Ratssaal der Kreisverwaltung beleuchten das Thema des Tages aus verschiedenen Perspektiven. Um „Psychische Erkrankungen im Alter“ geht es ab 13.15 Uhr bei Eric Holst, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der auch Chefarzt der Median Rhein-Haardt-Klinik Bad Dürkheim ist. Holst thematisiert häufig vertretene psychische Erkrankungen bei älteren Menschen, zeigt aber auch wirksame Möglichkeiten der Prophylaxe und Therapie auf. „Der wichtigste Schritt ist, sich selbst einzugestehen, dass das Problem doch größer ist, als man gedacht hat und man Hilfe bei der Bewältigung benötigt“, betont der Experte. „Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, gerade die psychischen Erkrankungen im Alter zu entstigmatisieren, um eine in vielen Fällen heilsame Behandlung überhaupt erst möglich zu machen.“ Im Anschluss stellen die Pflegestützpunkte und die Gemeindeschwestern plus ihre Arbeit im Landkreis vor. 

Guy Gretschel, Referent am Leibniz-Institut für Resilienzforschung und an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden, spricht ab 16.30 Uhr über das Thema „Was die Psyche stark macht – Resilienz im Alter“. Resilienz ist der Prozess der Aufrechterhaltung oder Rückgewinnung der psychischen Gesundheit während oder nach aufreibenden Lebensereignissen.

Mit „Einsamkeit im Alter: Raus aus der Isolation“ beschäftigt sich Thomas Flocken, psychologischer Psychotherapeut und Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Landau, ab 17.45 Uhr. Denn Studien zufolge kann Einsamkeit krank machen und vergleichbar ungesund sein wie 15 Zigaretten am Tag. Im Alter steigt das Risiko der Isolation. Flocken beleuchtet, welche körperlichen und psychischen Folgen Einsamkeit hat und welche Strategien es gibt, auch im Alter nicht einsam zu sein.

Die Vorträge werden von einem Rahmenprogramm begleitet. Mundartpoetin Gisela Gall trägt um 16.15 Uhr unter dem Motto „S Beschde draus mache“ Mundartgedichte vor. Die Seniorenkantorei „Derkemer Spätles“, ein Chor ohne Altersbegrenzung unter Leitung von Bezirkskantorin Charlotte Noreiks, ist ebenfalls zu erleben. Die Deidesheimer Selbsthilfegruppe „Bewegt sein“ bietet auf dem Außengelände vor dem Kreishaus Nordic Walking für Senioren zum Ausprobieren an. In der Cafeteria gibt es alkoholfreie Cocktails vom Freundeskreis Blaues Kreuz.

Zudem stehen diverse Infostände im Foyer der Kreisverwaltung bereit. Vertreten sind das Netzwerk Betreuungsvereine, die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) Neustadt und Bad Dürkheim, der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI) des für Neustadt und den Landkreis zuständigen Gesundheitsamts, die Pflegestützpunkte, die Suchtberatung und der Freundeskreis Blaues Kreuz, die für Bad Dürkheim und Neustadt zuständigen Gemeindeschwestern plus, die Mehrgenerationenhäuser Neustadt und Bad Dürkheim, Tageskliniken und die Psychiatrische Institutsambulanz der Klinik Sonnenwende, Tagesstätten und Kontaktstellen Grünstadt und Frankenthal, die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in der Pfalz (KISS Pfalz) mit der Selbsthilfegruppe „Bewegt sein“ und dem Selbsthilfebus, die Landeszentrale für Gesundheitsförderung, die Tagesstätte für psychisch kranke Menschen des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) Neustadt, die Alzheimergesellschaft und das Netzwerk Demenz Neustadt.

„Wir freuen uns sehr, dass wir so viele fachlich versierte Kooperationspartner aus der Region gewinnen konnten, die uns bei der Planung und Durchführung des Aktionstags tatkräftig unterstützen. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit den gesetzten Themen auf ein großes Interesse bei den Besuchern und ihren Angehörigen stoßen werden“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan.

Eine fotografische Annäherung an das Thema erfolgt durch die Wanderausstellung „Seelentiefen – Alter, Würde und seelische Traumata“ der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, die an dem Tag im Foyer der Kreisverwaltung ebenfalls zu sehen ist. Nach dem 10. April wandert die Ausstellung weiter nach Neustadt und ist im dortigen Mehrgenerationenhaus, Von Hartmann Straße 11, zu besichtigen.

Für die Ausstellung haben sich Klaus Peter Weber vom Verein „In Würde alt werden“ und Fotografin Doris Kohlhas zusammengetan und 19 Menschen getroffen. Alle 19 haben eine Sache gemeinsam: ein Trauma – mal offensichtlich, mal verborgen. Weitere Infos gibt es online auf www.lzg-rlp.de/de/ausstellung-seelentiefen.html.

Organisiert wird der Aktionstag von der Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie und vom Gesundheitsamt des Landkreises Bad Dürkheim mit zahlreichen Kooperationspartnern aus der Region. „Der Themenschwerpunkt ,seelische Gesundheit im Alter‘ wurde ausgewählt, da psychische Erkrankungen gerade bei älteren Personen oft unentdeckt bleiben und auch nicht behandelt werden“, erläutert Melanie Krebs, zuständig für die Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie. „Oft heißt es, Krankheit gehöre doch zum älter werden dazu. Dabei ist es so wie bei körperlichen Erkrankungen: Je früher eine psychische Erkrankung professionell behandelt wird, umso besser sind die Genesungschancen – egal in welchem Alter. Der aktive Erhalt der psychischen Gesundheit sollte in jeder Lebensphase eine Rolle spielen.“

Bereits mit der Autorenlesung von Dr. Hans-Günter Weeß zum Thema „Schlaf wirkt Wunder“ im November 2023 in der Stadtbücherei Neustadt wurde auf den diesjährigen Tag der seelischen Gesundheit aufmerksam gemacht. Zudem gab es Mitmachprogramme der Gemeindeschwestern plus, um in den Dialog mit älteren Menschen zu treten.

 

Info

Aktionstag „Zufrieden älter werden – was die Psyche stark macht“, von 12 bis 19 Uhr in Foyer und Ratssaal der Kreisverwaltung, Philipp-Fauth-Straße 11, Bad Dürkheim.

Vorträge:

13.15 Uhr: „Psychische Erkrankungen im Alter“, Referent Eric Holst, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Median Rhein-Haardt-Klinik Bad Dürkheim

14.30 Uhr: „Mein Weg aus der Depression“, Referentin Gudrun Hoffmann, Leiterin der Selbsthilfegruppe Leuchtturm.

16.30 Uhr: „Was die Psyche stark macht – Resilienz im Alter“, Referent Markus Birkenbach, Psychologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Resilienzforschung, Mainz

17.45 Uhr: „Einsamkeit im Alter – Raus aus der Isolation“, Thomas Flocken, psychologischer Psychotherapeut und Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Landau