Bild von einer zusammengeklappten Zeitung

Auftakt der M-Power-Tour: Rapagogen in Bad Dürkheim

„Ich bin neu an der Schule und fühle mich einsam,
denn all die schönen Dinge macht man lieber gemeinsam.
Ich spüre die Blicke, die machen mir Angst, Mann.
Dabei wär‘ ich lieber groß und so cool wie die andern.“

Ein Mädchen rappt diese Zeilen, begleitet von Beats, die über den Schulhof von Werner-Heisenberg-Gymnasium und Carl-Orff-Realschule plus in Bad Dürkheim schallen. Sie steht zusammen mit Marco Weßling am Mikrofon, der seit heute zusammen mit Simeon Klein mit dem Jam Van der Rapagogen im Landkreis Bad Dürkheim unterwegs ist.

Und die nachdenklichen, schüchternen Zeilen eines Mädchens könnten nicht besser verdeutlichen, worum es bei dem Rap-Projekt geht, das noch bis 29. August durch den Landkreis tourt. Sich trauen über Gefühle, Ängste und Belastungen zu sprechen, mutig sein, eine Stimme haben. Das wollen die Rapagogen der Who.am.I.Creative-Academy aus Altrip in ihrem fahrenden Musikstudio und Kreativmobil zusammen mit Kindern und Jugendlichen erreichen. Dafür gehen sie auf die Schülerinnen und Schüler zu, stellen Fragen, motivieren, reden und schon sind die nächsten vier Textzeilen fertig. Mal steht ein Schüler mit Weßling am Mikro, mal eine Gruppe mit Klein. Nach und nach kommt Bewegung auf den Schulhof, das Interesse an dem, was die Rapagogen anbieten, wächst.

Teil der Tage der seelischen Gesundheit

Die M-Power-Tour ist eine gemeinsame Aktion der Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie und der Jugendämter des Landkreises Bad Dürkheim und der Stadt Neustadt. Sie ist zugleich Teil der Tage der seelischen Gesundheit, die sich in diesem Jahr an Kinder und Jugendliche richten.

Die Tage der seelischen Gesundheit werden von der Koordinierungsstelle für Gemeindepsychiatrie organisiert, die eine Pflichtaufgabe der Kreisverwaltung ist und Ende 2022 eingerichtet wurde. Vorgegeben ist die Stelle durch das Landesgesetz über Hilfen bei psychischen Erkrankungen. Zu den Aufgaben der Koordinierungsstelle gehören unter anderem die Koordination und Vernetzung aller beteiligten Akteure (z.B. Dienste, Einrichtungen, Selbsthilfegruppen), die Planung und Entwicklung von Angeboten, die Information und Beratung von Betroffenen und Angehörigen sowie die Förderung der Teilhabe psychisch kranker Menschen am gesellschaftlichen Leben. 

Niedrigschwellige Angebote

Teil des Konzepts der Koordinierungsstelle der Kreisverwaltung sind niedrigschwellige Angebote für alle Bürgerinnen und Bürger im Landkreis, die als Veranstaltungsreihe „Tage der seelischen Gesundheit“ stattfinden. Diese haben 2023/24 ihre Premiere gefeiert, der thematische Schwerpunkt lag auf seelischer Gesundheit im Alter. Bei der Reihe 2024/25 stehen Kinder und Jugendliche im Fokus. Die Veranstaltungen sind jeweils zielgruppenspezifisch konzipiert.

Ziel der Rapagogen ist es, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, eigene Songs zu schreiben, zu rappen und zu arrangieren und dabei die Kraft und Energie zu entdecken, die Musik geben kann. Mentale Stärke, Stress, Angst und seelische Gesundheit sind dabei Themen, die in den gerappten Texten zu finden sein sollen – was beim Beispiel am Anfang dieses Textes bestens funktioniert hat. Da gab’s auch einigen Applaus auf dem Schulhof und vielleicht fühlte sich die neue Schule für die Nachwuchsmusikerin plötzlich nicht mehr ganz so beängstigend an.

Kreative Präventionsarbeit

Den Auftakt hat sich auch der für Jugend- und Gesundheitsamt zuständige Erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan angesehen und sagte im Nachgang: „Die Rapagogen und ihr Jam Van sind ein prima Beispiel für kreative Präventionsarbeit. Sie sprechen die Kinder und Jugendlichen direkt an, nehmen sie ernst, bestärken und ermutigen sie – nicht nur zum Rappen, sondern auch zur kreativen Auseinandersetzung mit Emotionen und Stress. Dabei lernen die Kinder und Jugendlichen, dass es anderen genauso geht und sie mit ihren Problemen nicht allein sind.“ So soll schon in jungen Jahren ein Bewusstsein dafür entstehen, dass psychische Krisen und Erkrankungen kein Tabuthema sein dürfen, dass man darüber sprechen und Hilfe suchen kann.  

Wer an einem Text mitgeschrieben hat, darf ihn direkt am Jam Van ins Mikro rappen. Und wer besonders viel Spaß bei der Aktion hatte, kann noch weiter daran feilen: In zwei Intensivworkshops in den Herbstferien wird die Arbeit an den Songs fortgesetzt und die Jugendlichen drehen auch eigene Musikvideos.

Musikvideos nach Abschluss der Tour online

Möglich ist das Projekt dank der Unterstützung der Sparkasse Rhein-Haardt, der Keipp-Stiftung, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung und weiterer Kooperationspartner.

Nach dem Auftakt der M-Power-Tour an COR und WHG war am Dienstag die Limburgschule in Bad Dürkheim die nächste Station, danach ging es zum Haus der Jugend nach Gönnheim. Die Tour geht am Mittwoch, 20. August, weiter. Infos und Tourdaten gibt es online auf www.kreis-bad-duerkheim.de/m-power-tour. Dort sind nach Abschluss der Tour auch die entstandenen Musikvideos zu finden.