Fuchs und Fuchsbandwurm

  • Leistungsbeschreibung

    Aus der Homepage des Bundesverbandes der Beamteten Tierärzte:


    Der Fuchs ist die am weitesten verbreitete Raubwildart in Deutschland. Er ist sehr anpassungsfähig, sowohl was den Lebensraum als auch die Lebensweise betrifft. Seine Hauptnahrungsquelle stellen Mäuse dar, er erbeutet aber auch (Jung-)Hasen (Lieblingsbeute!), Wildkaninchen, Rehkitze (im Winter auch geschwächte erwachsene Rehe), Eier, Jungvögel, Insekten, Regenwürmer, frisst Aas (vor allem totgefahrene Tiere an Straßen), nimmt genauso auch pflanzliche Nahrung (Obst, Beeren, sogar Zuckerrüben und Silage!) und Siedlungsabfälle aus Komposthaufen und Müllhalden. Da natürliche Feinde (Wolf, Luchs, Steinadler, Uhu) ganz oder weitgehend fehlen und der Fuchs von der menschlichen Zivilisationslandschaft profitiert, in den letzten Jahren vermehrt auch in menschliche Siedlungen vordringt, haben seine Bestände mit Einstellen der Baubegasung Mitte der 70-er Jahre ganz erheblich zugenommen. Die Fuchsdichte dürfte heute in Baden-Württemberg schon vor der Fortpflanzungsperiode im Frühjahr überall bei mehr als 2 pro Quadratkilometer liegen (in Baden-Württemberg werden jährlich pro Quadratkilometer mindestens 2 Füchse erlegt, in einzelnen Revieren bis zu 10!). Früher fungierte bei Übervermehrung der Füchse oft die Tollwut als gefährliche Notbremse. Heute ist diese hauptsächlich vom Fuchs übertragene Seuche durch die erfolgreich praktizierte "Schluckimpfung" der Füchse mit Lebenddimpfstoff-Ködern in Baden-Württemberg weitgehend unter Kontrolle. Der letzte Tollwutfall in Baden-Württemberg wurde im April 1996 registriert. Seitdem werden die Impfaktionen aus der Luft auf die gefährdeten Kreise beschränkt, um eine Einschleppung der Tollwut aus anderen Bundesländern zu verhindern. Die Tollwutfreiheit wird im Rahmen eines Überwachungsprogrammes (Untersuchung von bisher 16 jetzt 8 unverdächtigen Füchsen/100 km²) dokumentiert. Ziel ist die Erlangung des Status "tollwutfrei" für Baden-Württemberg bis zum Frühjahr 2000.


    Im Gegensatz zur günstigen Tollwut-Seuchensituation sieht es beim Fuchsbandwurm ganz anders aus. Dieser nur knapp fünf Millimeter lange Parasit des Fuchses ist auf der Schwäbischen Alb besonders häufig: 50-60 Prozent, örtlich bis zu 90 Prozent der Füchse sind hier Träger dieses Bandwurms. Die Zahl infizierter Füchse steigt an, was mit der Zunahme der Fuchsbestände zusammenhängen dürfte. Befallene Füchse tragen in der Regel Tausende der kleinen Parasiten, was ihnen aber nicht erkennbar schadet. Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier müssen in der Außenwelt von Nagetieren, hauptsächlich Feldmäusen, aufgenommen werden, in deren Leber sich ein Larvenstadium, die Finne, ausbildet. Durch Bildung von Tochterfinnen wird die Leber zerstört, und wenn die kränkelnde Maus die leichte Beute eines Fuchses wird, hat sich der Kreislauf geschlossen. Auch wenn der Mensch nur sehr bedingt als Zwischenwirt geeignet ist, kann er doch - anstelle der Maus - zum Finnenträger werden. Dazu muss er Bandwurmeier über den Mund aufnehmen - über verunreinigte Beeren, durch Berührung von Füchsen (Eier im Fell), durch engen Kontakt mit Hunden und bedingt auch Katzen, die durch Fressen von Mäusen ebenfalls zu Bandwurmträgern werden können. Durch krebsartiges Wachstum der Finne wird auch beim Menschen das Lebergewebe langsam zerstört, was aber erst nach etwa 10 Jahren zu Beschwerden führt. Dann ist eine Heilung durch vollständige Entfernung des Larvengewebes jedoch nicht mehr möglich. Bei fortgeschrittenem Befall kann die lebenslange Einnahme bestimmter Wurmmittel das Wachstum stoppen. Während noch in den 60-er Jahren 95% der Patienten innerhalb von 10 Jahren nach Diagnosestellung starben, ist die Sterblichkeitsrate durch eine kombinierte medikamentös-operative Behandlung auf weniger als 10% zurückgegangen.


    Da die Erkrankung beim Menschen in Deutschland nicht meldepflichtig ist, liegen nur Schätzungen über die Häufigkeit vor. Geht man von Erhebungen in der Schweiz aus, wo Meldepflicht besteht, so wäre mit 1 Neuerkrankten pro 1 Million Einwohner und Jahr zu rechnen, d.h. für Baden-Württemberg mit ca. 10 Neuerkrankungen pro Jahr; andere Schätzungen liegen bei 20 - 30 Neuerkrankungen pro Jahr in Baden-Württemberg (bei gleichzeitig ca. 1000 Verkehrstoten im gleichen Gebiet). Um sich zu schützen, sollte man keine Waldbeeren roh verzehren, Hunde keine Mäuse fressen lassen sowie erwachsene Hunde und Katzen mit dem einzig sicheren Wirkstoff Praziquantel entwurmen lassen (wenn Krabbelkinder im Haus sind, alle 6 Wochen, sonst 1 - 2 mal pro Jahr). Ganz ausschließen lässt sich das Risiko nie - auch nicht durch Kotuntersuchung (unsicher!) oder Entwurmung von Füchsen.


    Informationen des Gesundheitsamtes zum Thema